Lennard Maloney: „Ich würde gerne mal wieder Waldseite hinterm Tor stehen“

Der Berliner Lennard Maloney spricht im FuWo-Interview über einen möglichen Bundesliga-Aufstieg mit Heidenheim, seinen Ex-Klub Union, aber auch über Erling Haaland und einen Anruf von Hansi Flick.

Er kommt aus Berlin und könnte nun Geschichte schreiben mit dem 1. FC Heidenheim: Lennard Maloney. Der 23-jährige, defensive Mittelfeldspieler hat beim Köpenicker SC und Mahlsdorf/Waldesruh mit dem Kicken angefangen, ehe er in die Nachwuchsakademie vom 1. FC Union gewechselt ist und bei den Eisernen auch sein Profi-Debüt geben durfte im April 2018 in der 2. Liga. Nach einem Leihgeschäft in Chemnitz ging der Deutsch-Amerikaner 2020 zu Borussia Dortmund II. Seit dieser Saison spielt Maloney in Heidenheim. Mit der FuWo sprach er über Aufstiegsträume, einen Stadionbesuch an der Alten Försterei und Erling Haaland.

Fußball-Woche: Herr Maloney, Ihr Trainer hat jüngst gesagt: „Wer zu viel träumt, wird sein Leben verpassen.“ Angesichts von vier Punkten Vorsprung auf den 3. Platz drei Spieltage vor Schluss: Wie viel wird denn geträumt rund um den 1. FC Heidenheim?
Lennard Maloney: „Wir sind uns der Konstellation natürlich bewusst und wissen, was möglich ist. Das Träumen überlassen wir aber den Leuten drumherum. Wir müssen unsere Aufgaben lösen, dem gilt der absolute Fokus. Die Stimmung im Umfeld ist sehr positiv, so eine Saison hat es ja auch noch nie gegeben. Am Ende ist das aber alles nichts wert, wenn wir uns irgendwelche Späßchen erlauben.“

Was ist das Erfolgsgeheimnis dieses etablierten, aber immer noch verhältnismäßig kleinen Klubs aus Baden-Württemberg, dessen Kaderwert im Mittelfeld der 2. Liga liegt?
Maloney: „Das Zusammenleben und der Teamgeist unserer Mannschaft sind außergewöhnlich. Egal ob Stamm- oder Ersatzspieler, alle haben ihren Stellenwert und tragen dazu bei, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen.“

Ist auch das unaufgeregte Umfeld mit einer kleineren Presselandschaft im Vergleich zum großen Rivalen HSV eine Hilfe, wo nach zwei sieglosen Spielen sofort Alarm ist?
Maloney: „Natürlich ist hier nicht so viel Medienpräsenz wie in Hamburg, aber auch wir gehen kritisch mit Negativ­erlebnissen um und analysieren Niederlagen genauso wie Siege – so ruhig ist es also auch bei uns gar nicht.“

Ihr Trainer Frank Schmidt hat schon als Spieler in Heidenheim gekickt und die Mannschaft 2007 als Trainer in der Ober­liga übernommen. Nicht nur deshalb gilt er als besonderer Typ. Wie tickt er?
Maloney: „Er ist sehr engagiert, ehrgeizig, mit Herzblut dabei und hat eine gewaltige Ausstrahlung auf Mannschaft und Stadt. Es ist cool, unter ihm zu spielen.“

Ihr Profi-Debüt haben Sie 2018 für Union in der 2. Liga gefeiert. Schon bald könnte dort nun Champions League gespielt werden. Wie beobachten Sie die alte Heimat?
Maloney: „Ich versuche, jedes Spiel zu sehen, und pflege auch noch Freundschaften. Der Aufschwung von Union kam für mich aber nicht aus dem Nichts. Da steckt viel harte Arbeit dahinter. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, mal wieder auf der Waldseite hinterm Tor zu stehen, das ist schon lange her.“

Wenn man überhaupt etwas kritisieren will in Köpenick, dann dass es kaum Eigengewächse zu den Profis schaffen. Auch Sie haben nur einen einzigen Pflichtspiel-Einsatz bekommen. Provokant gefragt: Sind die Profis zu gut, ist Unions Nachwuchs zu schwach oder ist Urs Fischer vielleicht sogar der falsche Trainer, um Talente einzubauen?
Maloney: „Das ist eine gute Frage. Fakt ist, dass der Sprung von der U19 in die Bundesliga sehr schwer ist, nicht viele sind damit gesegnet. Es kommt immer auf die Situation an, viele Faktoren spielen eine Rolle. Mir hat später in Dortmund die U23 sehr geholfen, die es bei Union nicht mehr gibt. Aber auch allein die Möglichkeit, mit einer Erstliga-Mannschaft zu trainieren, kann einen jungen Spieler extrem weiterbringen.“

Sie haben beim BVB ebenfalls bei den Profis reinschnuppern und auch mit Erling Haaland spielen dürfen, der nun die Premier League und Champions League kurz und klein schießt. Ist das überhaupt ein menschliches Wesen und haben Sie noch Kontakt?
Maloney: „Er ist ein Unterschiedsspieler, eigentlich ruhig und besonnen, aber sobald er den Rasen betritt, gibt es nur noch ihn, den Ball und das Tor. Kontakt haben wir nicht mehr. Ich wäre eine sehr unbekannte Nummer in seinem Telefon.“ (lacht)

Sie haben im Nachwuchs sowohl für Deutschland als auch für die USA gespielt, zuletzt für die amerikanische U20. Wo wären Sie lieber Nationalspieler? Oder bekommt der, der zuerst anruft, den Zuschlag?
Maloney: „Es wäre bei beiden Nationen eine große Ehre. Aber mein Herz schlägt für Amerika. Wenn da jemand anrufen würde, würde ich keine Sekunde zögern. So weit ist es aber noch nicht. Umso mehr heißt es: Hart arbeiten und den Aufstieg schaffen.“ 

Interview: Steven Wiesner / Titelfoto: Matze Koch

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