Viktorias U17-Mädchen setzen Maßstäbe in Berlin

Die B-Juniorinnen von Viktoria 89 dominieren die Verbandsliga und wollen aufsteigen in die Bundesliga – das liegt aber nicht nur in ihren Händen.

Der Anfang ist gemacht. Nach der Herbstmeisterschaft in der B-Junio­rinnen-Verbandsliga und einem vermeidbaren Punktverlust im Nachholspiel gegen BW Hohen Neuendorf (2:2) sind die jungen Fußballerinnen von Viktoria 89 gut in die Rückrunde gestartet mit einem 6:1 gegen Berolina Mitte sowie einem 4:1 gegen Hohen Neuendorf am Wochenende. Was das Kalenderjahr 2023 für die U17-Mädchen der Himmel­blauen bereithalten soll, ist klar: die Meisterschaft in Berlin und den Aufstieg in die Bundesliga. Ganz so einfach aber wird das nicht – aus vielerlei Gründen.

Dr. Hans-Georg Danelski trainiert die Lichterfelderinnen nun seit anderthalb Jahren. Der 60-jährige Fußballfanatiker („Ohne meine Töchter wäre ich nie beim Frauenfußball gelandet“) macht sich seit Jahren um den Mädchen- und Frauenfußball verdient, baute eine AG an der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Lichtenrade auf, feierte drei Drumbo-Cup-Triumphe, fünf Berliner Schulmeisterschaften und sogar einmal die Deutsche Schulmeisterschaft. Darauf aufbauend führte er viele der Mädchen auch beim SV Adler zu Pokalen und Medaillen. „Das zeigt den Weg auf, wie man erfolgreich sein kann, indem man die Mädchen über die Schule früh an den Fußball heranführt und gut ausbildet“, sagt Danelski. Im Sommer 2021 schloss sich der Coach dann acht Jugendspielerinnen an und begleitete sie zu den 89ern. Mit Erfolg. Auf Anhieb feierte Viktoria in der vergangenen Spielzeit die Berliner Meisterschaft bei den C-Juniorinnen vor Berolina Mitte und dem 1. FC Union.

Nun basteln der promovierte Informatiker Dr. Hans-Georg Danelski, sein Assistent Michael Schneider und seine Mädels im übertragenen Sinne an der nächsten Doktorarbeit. Nach zehn Spieltagen führt Viktoria die Verbandsliga mit zwei Punkten Vorsprung auf den FFC Berlin an und ist noch ungeschlagen. Beachtlich ist das vor allem aus einem Grund: „Wir spielen fast mit der identischen Mannschaft, die letztes Jahr bei den C-Juniorinnen Erster geworden ist“, erklärt Coach Danelski. Acht Spielerinnen könnten sogar noch immer im C-Jugend-Bereich kicken.

Und trotzdem setzen die blutjungen Talente Maßstäbe im Berliner Mädchenfußball. Fünf bis sechs Auswahlspielerinnen des Landes Berlin hat Hans-Georg Danelski in seiner Kabine sitzen. Lea Hahn, Layla El Khanji oder Nora Krehnke sind wichtige Anker in der Defensive und Joana „Jojo“ Tibus als Spielmacherin sowie Janine Adrian und Debby Valenzuela als Torjägerinnen sorgen für offensive Duftmarken.

Dass Viktorias B-Juniorinnen bereits gewappnet sind für etwaige Bundesliga-Aufgaben, haben sie auch beim Testspiel gegen den VfL Bochum (1:1) bewiesen. Dennoch ist die Zukunft ungewiss. Denn erstmal muss Viktoria die Konkurrenz in seiner Staffel auf Abstand halten und tatsächlich Meister werden. Dann muss man auch die Relegation gegen mehrere NOFV-Meister gewinnen. Und zuguterletzt muss noch eine Entscheidung getroffen werden, die die 89er nicht in der eigenen Hand haben: Die drei B-Juniorinnen-Bundesligen in Deutschland (Nord/Nordost, Süd und West/Südwest) müssen über die Saison hinaus fortbestehen. Offenbar aber beschäftigt man sich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit der Abschaffung der Bundesligen, weil man glaubt, Spitzentalente in anderen Wettkampfformen (zum Beispiel im männlichen Spielbetrieb) besser entwickeln zu können.

Eine Einschätzung, die Hans-Georg Danelski nicht teilt. „Statt die besten Mädchen gegen Jungs spielen zu lassen, sollte man sie lieber gegen ältere Mädchen spielen lassen“, sagt er und plädiert mit Blick auf sein aktuelles Team für die Erhaltung der Bundesliga. „Wir brauchen den überregionalen Wettbewerb. Was sollen meine Mädels denn nochmal in der Verbandsliga, wo sie jetzt schon oben stehen?“

Bei Viktoria hat man also viel vor – das unterstreicht nicht nur das geräuschvolle Projekt bei den Regionalliga-Frauen, das in der ganzen Republik für Aufmerksamkeit sorgt. Wie viel von dem Spirit kommt eigentlich beim Nachwuchs an? „Da kommt schon was an“, sagt Danelski. „Unsere Mannschaft ist zwar kein Ergebnis dieser Investitionen, aber sie haben uns im Auge.“ Manche Talente trainieren schon bei den Frauen mit, ab und zu machen seine Mädels auch die Ballholerinnen bei den Frauen. Lieber treten sie aber selbst gegen den Ball. Der nächste Höhepunkt steigt am 16. März. Dann spielt Viktoria das Pokal-Halbfinale gegen die Bundesliga-B-Juniorinnen von Union.

Text: Steven Wiesner / Titelfoto: FC Viktoria 89

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