Elfmeter, Derby, Sekundentod: Die fünf speziellsten Berliner Pokalfinals

Mit Makkabi und Sparta bestreiten am Wochenende zwei Überraschungsteilnehmer das 32. Berliner Pokalfinale seit der Wiedervereinigung und schreiben die ereignisreiche Geschichte Berliner Finals fort. Die FuWo blickt zurück auf fünf besondere Endspiele.

Am Sonnabend krönt ein Überraschungs-Endspiel den Finaltag der Amateure. Weder Regionalliga-Schwergewicht BFC Dynamo noch Titelverteidiger Viktoria 89 konnten sich im Halbfinale des Berliner Landespokals durchsetzen. Stattdessen im Rampenlicht: Oberligist TuS Makkabi und der Berliner Meister Sparta Lichtenberg. Zum ersten Mal seit sieben Jahren steht demnach kein Regionalligist im Finale und kämpft um den damit verbundenen Einzug in die 1. Runde des DFB-Pokals. Es ist aber nicht das erste besondere Finale in Berlin. Wir blicken auf die fünf speziellsten Berliner Endspiele seit der Wiedervereinigung.

30. Mai 2001: SV Yesilyurt – Türkiyemspor 2:1

Mit dem SV Yesilyurt aus der Landesliga und Türkiyemspor aus der Oberliga traten 2001 erstmals zwei türkisch-stämmige Vereine im Finale des Berliner Pokals gegeneinander an. Kurios: Sieben Spieler des Verbandsliga-Aufsteigers spielten in der vorangegangenen Saison noch bei Türkiyem. Bereits in der 3. Minute erzielte der Favorit das 1:0, verpasste danach aber den Führungsausbau. „Meine Mannschaft hat mich sehr enttäuscht“, betonte Trainer Ekrem Asma danach, der erst in der Vorwoche den glücklosen Thomas Herbst abgelöst hatte. Nach dem Ausgleich fand Yesilyurt zügig ins Spiel und begann, die Partie zu dominieren. Mit dem 2:1-Siegtreffer ließen sie den Sportpark jubeln und bezwangen den Oberligisten verdient – nie wieder gewann danach ein Landesligist (damals allerdings noch sechsthöchste Spielklasse) den Berlin-Pokal.

Türkiyem-Verteidiger Ümit Tosun (r.) behauptet sich hier gegen Yesilyurts Torjäger Özcan Yakut. Das Finale 2001 ging trotzdem an den Underdog. Foto: FuWo-Archiv/Engler

4. Mai 2005: Tennis Borussia – BFC Alemannia 90 5:4 n.E.

Im Mai 2005 traf der Rekordpokalsieger Tennis Borussia aus der Oberliga auf den Verbandsligisten BFC Alemannia 90 Wacker. Für den Underdog war es das erste Pokalfinale, seit er 1994 die Fußballer des aufgelösen Vereins Wacker 04 aufnahm. Bei der Premiere ließen die Reinickendorfer ihr Herz auf dem Platz, führten zur Halbzeit und kämpften sich mit einem 1:1 bis ins Elfmeterschießen – das erste Mal seit 1981, das der Pokalsieger vom Punkt ermittelt werden musste. Letztlich setzte sich dennoch TeBe durch. Alemannia durfte sich jedoch als moralischer Sieger fühlen. „Wir sind ein würdiger Zweiter“, sagte der Torwart Frank Zahn, während sein Kapitän Martin Koohgilani hinzufügte: „Wir haben ein riesiges Spiel gemacht und uns als tolle Truppe präsentiert.“

Alemannia 90 (l. Verteidiger Schlenstedt) war der Sensation im Jahr 2005 so nahe, Favorit Tennis Borussia (Michael Fuß) zog den Kopf erst im Elfmeterschießen aus der Schlinge. Foto: FuWo-Archiv/SNAPS

16. Mai 2007: 1. FC Union – Köpenicker SC 7:0

Das Finale zog seine Brisanz weniger aus der Spannung, sondern aus seinem Derby-Charakter. Der 1. FC Union, damals noch Regionalligist, bot eine grandiose Show im Stadion An der Alten Försterei. Mit einem 7:0 überzeugte der haushohe Favorit um Torsten Mattuschka gegen den Verbandsligisten und nur drei Kilometer entfernten Ortsnachbarn Köpenicker SC. „Es war ein erwartetes Ergebnis“, kommentierte Trainer Christian Schreier den Kantersieg. Die Gäste um Trainer Torsten Boer lagen bereits nach einer halben Stunde (0:4) aussichtlos zurück. Bei den Eisernen avancierte Daniel Teixeira mit vier Treffern zum Mann des unterhaltsamen, wenn auch weitgehend einseitigen Abends. Der 39-jährige brasilianische Stürmer, der nach der Saison seine Karriere beendete, freute sich nach Schlusspfiff: „Das war für mich ein ganz besonderes Spiel. Vier Tore in einem Endspiel, das ist schon außergewöhnlich.“

Der 1. FC Union um Torsten Mattuschka (r. gegen Felix Herrmann vom KSC) gewann das Köpenicker Derby im Jahr 2007. Foto: Matze Koch

28. Mai 2016: BFC Preussen – Lichtenberg 47 1:0

Im Mai 2016 stand ausnahmsweise mal kein Regionalligist als Finalist im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf dem Rasen. Der BFC Preussen aus der Berlin-Liga stand nach 28 Jahren wieder im Endspiel und traf auf den Oberligisten Lichtenberg 47. Und den Lankwitzern gelang die Sensation: Der Außenseiter kämpfte Lichtenberg nieder und startete in der folgenden Spielzeit im DFB-Pokal. Bereits in der 19. Minute wurde der Siegtreffer von Rene Robben erzielt: „Das war heute das wichtigste Tor meiner Karriere.“ Die Lankwitzer durchbrachen somit die Serie der letzten Jahre, wonach der Berlin-Ligist dem klassenhöheren Kontrahenten stets unterlegen war.

Viktoria 89 (l. Moritz Seiffert) riss der VSG Altglienicke (Johannes Manske) mit einem Doppelschlag in der Nachspielzeit noch aus der Hand im Sommer 2022. Foto: Matze Koch

21. Mai 2022: FC Viktoria 89 – VSG Altglienicke 2:1

Die dramatischste Schlussphase brachte wahrscheinlich das Finale vor einem Jahr. Der FC Viktoria 89 aus der 3. Liga traf im Mommsenstadion auf Regionalligist VSG Altglienicke und gewann mit zwei in der Nachspielzeit erzielten Treffern mit 2:1. Damit revanchierte sich Viktoria auch für die Finalniederlage von 2020 (0:6) bei den Treptowern. Die Himmelblauen waren der am Ende glückliche Gewinner eines nicht unbedingt ansprechenden, in jedem Fall aber packenden Pokalfights. Tugay Uzan (40.) hatte Altglienicke in Führung gebracht, Lukas Pinckert (90.+1) und Soufian Benyamina (90.+5) aber rissen der VSG den Pott noch aus den Händen in einer Manier, die stark an Bayern Münchens „Sekundentod“ vom Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United erinnerte.

Text: Lilly Purtz, Steven Wiesner / Titelfoto: Matze Koch

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