Der unerfüllte Traum eines Norwegers

Kjetil Rekdal, der große Stratege, wäre gern Hertha-Trainer geworden

Autor: Michael Jahn

Als die Anhänger von Hertha BSC anlässlich des 111. Geburtstages ihres Vereins am 25. Juli 2003 die „Jahrhundert-Elf“ wählten, war auch der Norweger Kjetil Rekdal in dieser exklusiven Mannschaft vertreten etwa neben Erich Beer, Michael Preetz,Uwe Kliemann oder Arne Friedrich. Rekdal gelangte in dieses Team, obwohl er mit lediglich 64 Erstligaspielen für Hertha und vier Treffern der Profi mit den wenigsten Einsätzen aller Auserwählten war. Das spricht für die große Wertschätzung, die der Stratege erfuhr, obwohl er nur von 1997 bis 2000 in Berlin am Ball war. Er hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen – als Führungsspieler auf und meinungsstarker Charakter neben dem Platz.

1997/98, nach dem lang ersehnten Aufstieg in die Bundesliga, holte Manager Dieter Hoeneß den Abwehr- und Mittelfeldspieler vom französischen Erstligisten Stade Rennes und zahlte eine Ablöse von 1,8 Millionen Mark. Mit Rekdal kamen damals auch Bryan Roy, Dick van Burik, Alphonse Tchami oder Gabor Kiraly zum Aufsteiger und sollten eine erfolgreiche Zeit prägen. Hoeneß sah im Norweger Rekdal einen „erfahrenen Profi, der ein Spiel lesen und lenken kann, der ein Spiel diktiert“. Auch Trainer Jürgen Röber beurteilte das ähnlich und machte Rekdal 1998 zum Mannschaftskapitän – als Nachfolger von Axel Kruse. Eine gute Wahl, denn Rekdal war auf dem Platz eine Autorität mit internationaler Erfahrung als vielmaliger Nationalspieler und WM-Teilnehmer 1994und 1998.

Als die Anhänger von Hertha BSC anlässlich des 111. Geburtstages ihres Vereins am 25. Juli 2003 die „Jahrhundert-Elf“ wählten, war auch der Norweger Kjetil Rekdal in dieser exklusiven Mannschaft vertreten etwa neben Erich Beer, Michael Preetz,Uwe Kliemann oder Arne Friedrich. Rekdal gelangte in dieses Team, obwohl er mit lediglich 64 Erstligaspielen für Hertha und vier Treffern der Profi mit den wenigsten Einsätzen aller Auserwählten war. Das spricht für die große Wertschätzung, die der Stratege erfuhr, obwohl er nur von 1997 bis 2000 in Berlin am Ball war. Er hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen – als Führungsspieler auf und meinungsstarker Charakter neben dem Platz.

Neuauflage des WM-Spiels gegen Brasilien nach 20 Jahren: Rekdal im Juni 2018 in Oslo.
Rustikaler Einsatz: Kjetil Rekdal (rechts) am 9. Mai 1999 im Zweikampf mit Michael Tarnat vom FC Bayern. Die Partie im Münchner Olympiastadion endete 1:1. Foto: imago images/ Bildbyran/Baumann

1997/98, nach dem lang ersehnten Aufstieg in die Bundesliga, holte Manager Dieter Hoeneß den Abwehr- und Mittelfeldspieler vom französischen Erstligisten Stade Rennes und zahlte eine Ablöse von 1,8 Millionen Mark. Mit Rekdal kamen damals auch Bryan Roy, Dick van Burik, Alphonse Tchami oder Gabor Kiraly zum Aufsteiger und sollten eine erfolgreiche Zeit prägen. Hoeneß sah im Norweger Rekdal einen „erfahrenen Profi, der ein Spiel lesen und lenken kann, der ein Spiel diktiert“. Auch Trainer Jürgen Röber beurteilte das ähnlich und machte Rekdal 1998 zum Mannschaftskapitän – als Nachfolger von Axel Kruse. Eine gute Wahl, denn Rekdal war auf dem Platz eine Autorität mit internationaler Erfahrung als vielmaliger Nationalspieler und WM-Teilnehmer 1994und 1998.

Dass der auf dem Rasen auch oft rustikal zu Werke gehende Mann, der auch geniale Pässe schlagen konnte, nicht auf eine viel größere Zahl von Einsätzen bei Hertha kam, lag vor allem auch an den zahlreichen Verletzungen, die er sich zugezogen hatte. Im Januar 1998 erlitt er den ersten Beinbruch im Trainingslager an der Algarve. In einem Test in Lagos gegen Alania Wladikawkas, einem äußerst unfairen Gegner, wurde sein linkes Bein lädiert. Im Februar 1999 brach er sich erneut das linke Bein, dieses Mal im Bundesligaduell gegen Borussia Dortmund, als er mit Stürmer Heiko Herrlich zusammenprallte. Doch damit nicht genug. Ausgerechnet als sich Hertha ins Abenteuer Champions League aufmachte – nach dem sensationellen dritten Platz in der Liga 1998/99 – erwischte es Rekdal erneut.

In der Qualifikation für die Königsklasse gegen Anorthosis Famagusta stieß er unglücklich mit seinem Teamkollegen Jolly Sverrisson aus Island zusammen und brach sich zum dritten Mal das linke Wadenbein.

Zuerst dachte er daran, sogar seine Karriere zu beenden, entschied aber, zu kämpfen. Das war im August 1999. Im Oktober aber stand er in der Champions League bereits wieder im Team, das den AC Mailand im Olympiastadion durch einen fulminanten Treffer von Dariusz Wosz 1:0 bezwang. Einsätze gegen Galatasaray Istanbul, beim FC Chelsea und gegen Sparta Prag folgten.

Aber bereits im März 2000, als Hertha zum großen FC Barcelona reiste und im Camp Nou mit 1:3 unterlag, stand Rekdal nicht mehr im Aufgebot. Trainer Jürgen Röber plante nicht mehr mit seinem einstigen Strategen, legte ihm den Abschied aus Berlinnahe. Eine undurchsichtige Geschichte. Beide Protagonisten waren vor allem in taktischen Fragen zu oft unterschiedlicher Meinung gewesen und Rekdal hatte das auch öffentlich kundgetan. Das Tischtuch zwischen Trainer und Kapitän war zerschnitten.

Rekdal hatte als Hertha-Profi noch im Juni 1998 für enorme Aufmerksamkeit gesorgt und ganz nebenbei das Image der Berliner aufgebessert. Bei der Weltmeisterschaft in Frankreich traf er mit Norwegen auf Brasilien.

Acht Schritte Anlauf ins Glück: Am 23. Juni 1998 verwandelt Kjetil Rekdal bei der WM in Frankreich kurz vor Schluss einen Elfmeter zum 2:1-Sieg für Norwegen gegen Brasilien. Foto: imago images/Sven Simon/Camera 4
Zweiter Auftritt im Olympiastadion 1997: Kjetil Rekdal beim 2:2 gegen Gladbach. Hertha führte 2:0, in der 90. Minute glich Stefan Effenberg aus. Foto: imago images/Sven Simon/Camera 4

Für die Außenseiter aus dem Norden ging es um den Einzug ins Achtelfinale. Bebeto hatte den großen Favoriten in Marseille nach zähem Kampf spät in Führung gebracht (78.), aber der lange Angreifer Tore-Andre Flo schaffte den Ausgleich (83.). Ein Treffer fehlte Norwegen für das Erreichendes Achtelfinales. In der 90. Minute gab es einen Strafstoß für Norwegen. Die Dramatik war riesengroß. Rekdal wurde als Schütze ausgewählt. Er spielte damals in goldfarbenen Schuhen. Acht Schritte Anlauf nahm er beim Elfmeter, den Millionen Zuschauer an den TV-Geräten verfolgten. Mit dem rechten Fuß zirkelte er den Ball straff und unhaltbar für Brasiliens Keeper Taffarel ins Tor – 2:1! Es war wohl Rekdals größter Moment in seiner Karriere.

Bei Hertha aber kam er 1999/2000 nur noch zu 14 Einsätzen, ehe er ablösefrei den Verein verließ und bei Valerenga Oslo als Spielertrainer anheuerte. Solch einen Abgang durch die „Hintertür“ hatte er nicht verdient.

Dennoch: Für Rekdal, 51, der als TV-Kommentator arbeitet und in Hamar lebt, ist Hertha BSC bis heute ein Sehnsuchtsort geblieben, an dem er zu gern als Cheftrainer gearbeitet hätte. 2007 war er im Gespräch in Berlin, aber Hertha holte Lucien Favre und Rekdal übernahm den 1. FC Kaiserslautern, wo er nicht glücklich wurde. In diesem Jahr „bewarb“ er sich nach dem Abgang von Jürgen Klinsmann via Berliner Zeitung in einem Interview noch einmal um die Stelle als Chefcoach. Er sagte auf die Frage, ober noch immer Ambitionen habe: „Ach, Norweger und Hertha – das passt. Das sieht man an Rune Jarstein und Per Skjelbred. Ich selbst lebe immer noch einen Traum – einmal die Hertha zu trainieren.“

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